Wesen und Eigenschaften
- oder:
wie ein Leonberger sein sollte -

 
ist ein großer, kräftiger, muskulös gebauter, eleganter Hund von proportionierter Form und selbstbewusster Ruhe bei lebhaftem Temperament - sagt der Standard - aber das ist zu wenig Wissen über diese Hunde für Menschen,   die mit diesen Hunden leben wollen, für Menschen, die nicht nur ein Statussymbol wie einen Superwagen, eine Villa und was es noch so alles geben mag, womit man(n und frau natürlich auch) dokumentieren kann, dass "man(n und frau) wer ist".

Dies muss in aller Deutlichkeit erwähnt werden, weil der Leonberger aufgrund seines Äußeren die menschliche Ästhetik anspricht, ein "schöner" Hund ist. Aber nun schön - schöner - am schönsten oder weniger schön, das liegt im Auge des Betrachters und kein Lebewesen sollte aus Statusgründen ins Haus geholt und gehalten werden. Sicherlich, so ein Leonberger wirkt aufgrund seines Äußeren, sowohl in der Halle einer Riesenvilla als auch vor dem offenen Kamin - aber der Leonberger ist in allererster Linie ein vierbeiniges Familienmitglied, er liebt es, in und mit "seiner Familie" zu leben - und ob diese nun im Reihenhaus, Einfamilienhaus oder einer Villa lebt, daran wird sich das vierbeinige Familienmitglied garantiert nicht stören. Das vierbeinige Familienmitglied wird aber auch im größten und schönsten Haus, größten und schönsten Garten "vor sich hinvegetieren", wenn keiner da ist, der sich um ihn kümmert, mit ihm spielt, ihn erzieht, eben einfach "mit ihm lebt"!

Um die enorme Familienbezogenheit und insbesondere die Kinderfreundlichkeit des Leonbergers richtig zu verstehen, sein Wesen - so wie er sein soll - zu begreifen, muss man sich verdeutlichen, dass diese Rasse seit vielen Jahrzehnten auf Familienfreundlichkeit gezüchtet wurde - und auch die Züchter sollten sich dies immer wieder vor Augen halten .

Ein richtiger Leonberger hängt an seiner Familie, er will möglichst immer und überall dabei sein - und wenn er sich dafür in die engste Ecke quetschen (lassen) muss, egal. Sein Motto lautet "dabei sein ist alles"! Leonberger sind enorm geduldig im Umgang mit Kindern, speziell Kleinkindern, und ertragen mit Supergeduld das Herumgezerre von Kleinkindern. Dieses allerdings nur wenn auch dem Kind klar gemacht wird, dass dieses Lebewesen kein Spielzeug darstellt. 

Wenn es einem Leonberger einmal "zuviel" wird, dann steht er auf, schüttelt sich, geht einige Schritte weiter und läßt sich in die nächste Ecke plumpsen.
Man kann einen richtigen (wesensfesten) Leonberger auch mal mit einem Kind für einen Moment allein lassen und sicher sein, dass nichts passiert. Die Hunde haben eine sehr hohe Reizschwelle.

Aber - insbesondere den Anfängern in der Hundehaltung - muss auch verdeutlicht werden:
Ein Hund ist ein Hund - unabhängig von der Rasse; er kann, egal wie klug er auch sein mag (und da gibt es enorme Unterschiede, u.a. abhängig vom Hundehalter, denn der Hund kann nur so intelligent werden, wie er sich entwickeln darf), nicht logisch denken und er wird, wenn das Maß seiner Geduld, die fast aber nicht ganz unerschöpflich ist, überschritten ist, zunächst einmal ganz artgemäß warnen, d.h. Stirn runzeln, Nase runzeln, brummeln, knurren, Lefzen etwas hochziehen, und jeder normale Hund reagiert erst dann, wenn seine Warnzeichen unbeachtet bleiben, mit der nächsten Stufe der Selbstverteidigung, die dann ein Kneifen und bei Missachtung ein festes Zupacken und dann evtl. ein Beißen wäre.

Für Familien heißt das ganz einfach, dass diese nicht nur den Hund, sondern auch die Kinder erziehen müssen - und den Kindern kann man, da Menschen über ein logisches Denkvermögen verfügen (oder zumindest verfügen sollten im allgemeinen, ich denke, es muss da ein paar Ausnahmen geben, zumindest habe ich schon welche kennengelernt, die konnten nicht logisch denken, die taten sich überhaupt mit den diversen Denkprozessen etwas schwer), durchaus erklären, dass es Situationen gibt, wo der Hund ein Recht auf seine Ruhe und Ungestörtsein haben muss. Und wenn die kleinen Zweibeiner das dann verstanden haben, dann kann nichts passieren. Und da wir alle einmal Kinder waren und uns vielleicht auch noch (teilweise) zurückerinnern können, wissen Eltern auch, dass Kindern ebenfalls dazu neigen, ihre Grenzen auszuloten, den Eltern gegenüber und auch dem Hund gegenüber. Und solche Situationen sind es, die von den Eltern sorgfältig beobachtet werden müssen, bis Kind(er) und Hund gegenseitig wissen, wie weit sie gehen dürfen.

Man darf bei allem Idealismus für eine bestimmte Hunderasse diese nicht verherrlichen. Die richtigen, wesensfesten Leonberger sind in unseren Augen Superhunde und wir leben auch schon lange genug mit mehreren Vertretern dieser Rasse unter einem Dach, um nach wie vor begründet davon zu schwärmen.
Dennoch muss man jedem Menschen, der sich aktuell für die Rasse interessiert und etwas darüber lernen will, so viel als möglich an Information zukommen lassen und es gibt nichts, aber auch gar nichts auf dieser Welt, das nur "toll, super, Spitze, gut" ist, es gibt immer zwei Seiten, nämlich Positives und weniger Positives, was man gegeneinander abwägen muss. Und das muss man den Menschen auch ehrlich sagen, denn wenn man von dem weniger Positiven etwas unterschlägt oder verschweigt, tut man weder den Hunden noch den Menschen einen Gefallen. Die Hunde werden dann irgendwann weitergereicht (2. Hand, 3. Hand) oder gar ausgesetzt oder eingeschläfert - weil sie durch ungenügende Aufklärung und Sachkenntnis und oft auch zu wenig Interesse des Hundehalters eben nicht mehr richtig funktionieren - und in unserer Konsumgesellschaft ist es leider üblich geworden, alles was nicht richtig funktioniert - egal ob Lebewesen oder Sache - auszutauschen gegen etwas/jemand Neues. Man bemüht sich nicht mehr darum, Hinzubiegen, zu Reparieren, zu Erziehen, Lösungen für Probleme zu suchen - man geht den bequemen Weg des Neuerwerbs. So sind wir Menschen nun mal alle, die einen weniger, die anderen mehr, und weil das so ist, bemühen wir uns,   neben dem Positiven auch das weniger Positive zu erwähnen - und dann kann jeder für sich selbst entscheiden, was in seinen Augen nun überwiegt.

Also - noch einmal zusammengefasst: ein sehr großer, sehr lieber Hund, bestens für kontaktfreudige Menschen beiderlei Geschlechts, mit und ohne Kinder, geeignet. Auch braucht er nicht so enorm viel Platz, wie man im ersten Augenblick aufgrund der Größe vermuten würde; er braucht kein Riesenwohnzimmer, keinen Riesenflur, keinen Riesengarten, er braucht eine (oder mehrere) ungestörte Ecken, in die er sich zurückziehen kann, wenn er mal seine Ruhe haben möchte und schlafen will. Und diese Ecken sollen eben so groß sein, dass der Hund da bequem liegen und sich drehen kann - und eine solche Ecke findet sich doch wohl in jedem Haushalt. Für eine Hochhauswohnung oder 3., 4. oder höhere Etage ist jeder größere Hund nicht geeignet, ganz einfach deshalb, weil man daran denken muss, dass man in diesem Fall mit dem Hund so-und-so-oft (zwischen minimal 3 und max. xx mal) raus muss und Treppensteigen gehört nicht unbedingt zu den Dingen, die man größeren und speziell Riesenrassen all zu früh und all zu häufig zumuten sollte. Sicherlich, die Hunde können selbstverständlich Treppensteigen aber sie sollten das als Junghunde im Wachstum nicht zu oft tun (Bänder, Sehnen, Gelenke) und vor allem, was macht ein Hundehalter, wenn der Hund sich mal die Pfote vertreten hat, bewegungseingeschränkt ist. Da die wenigsten von uns über die Körperkräfte eines Bodybuilders oder Gewichthebers verfügen, ist das Tragen schon mal ausgeschlossen. 

Also, denken Sie daran, bevor Sie sich für einen Hund entscheiden und wählen Sie dann ggf. eine Rasse, die sie auch im Erwachsenenalter noch bequem unter den Arm klemmen können - beim Leonberger dürfte das im allgemeinen etwas schwierig werden.

Menschen, die nur einen Sporthund - ich weiß immer noch nicht, was ein Nur-Sport- oder Arbeits- oder Gebrauchshund ist, muss ich zu meiner Schande gestehen - haben wollen, sind besser beraten, wenn sie sich bei anderen Rassen umsehen. Der Leonberger wäre, wenn er dann mal die Wachstumsphase weitgehend abgeschlossen hat, zu längeren Wanderungen und Spaziergängen, zum Breitensport, Fährtensuchen, Packtaschen tragen, Schlitten oder Wägelchen ziehen und was es noch so an anderen schönen Aktivitäten gibt, geeignet.

Nun haben wir also einen großen lieben Familienhund! Wie steht es denn mit dem Aufpassen, dem Bewachen. Das ist kein Widerspruch zum Familienhund. Hinsichtlich "Bewachen". Der Leonberger ist kein Kläffer, doch er meldet. Natürlich gibt es hierbei Ausnahmen, doch allgemein wird er melden wenn sich jemand dem Hause/Wohnung nähert.

Mit dem Aufpassen verhält es sich ähnlich - und verweise dazu auf div. Bücher von E. Trumler - dass jeder in der Familie gehaltene Hund sein Rudel = die Familie schützt oder zu schützen versucht. Wir haben das - bei einem diesbezüglich nicht ausgebildeten Hund - immer wieder feststellen können, z.B.  fremde Umgebung oder abends/nachts beim Spaziergang. Der Hund war in diesen Situationen viel aufmerksamer, er stellte sich - und das reicht bei einem Hund dieser Größe doch schon aus, denn   s o o o   mutig sind diejenigen, die uns vielleicht Übles wollen, nun auch nicht. Der Übeltäter wird es sich schon überlegen, ob er nicht lieber ein leichteres Opfer sucht oder sich mit Leonberger und Herrchen oder Frauchen anlegt.

Das Temperament eines Leonbergers ist - wie bei uns Menschen - unterschiedlich ausgeprägt; es gibt die eher ruhigen Vertreter der Rasse und es gibt Temperamentbündel, da könnte man glatt zwei durchschnittlich temperamentvolle Leonberger daraus machen. Ich hatte mit meiner ersten Hündin einen Vertreter des normalen gemäßigten Leo Temperaments, dennoch sehr verspielt, sie ließ halt alles "etwas gemächlicher" angehen, und ich habe jetzt eine sehr temperamentvolle, sehr charmante, Hündin und dazu zwei weitere Leonbergerhündinnen mit gemäßigten Temperament.  Das individuelle Temperament kann der Hundehalter natürlich auch entsprechend seinen Lebensumständen und seinem Temperament fördern oder etwas reduzieren.
Aggressivität gegen Menschen ist bei einem normalen Leonberger äußerst selten; allerdings meine ich, dass respektiert werden muss, dass auch ein Hund nicht alle Menschen gleichermaßen mögen muss ; normalerweise lässt ein Leonberger, die, die ihn nicht interessieren "unbeachtet links liegen". Die Verträglichkeit mit Artgenossen ist recht hoch, bei sehr dominanten Rüden kann es schon vorkommen, dass diese gegenüber anderen Rüden ein Imponiergehabe an den Tag legen. Aber solche Verhaltensweisen können von Hundehalter  gesteuert werden und eine frühzeitige Sozialisierung - auf Menschen, Artgenossen und andere Tiere - ist in allen Lebenslagen, so auch hier, ein probates Mittel. Begegnungen mit Raufern, aggressiven Hunden oder diversen Hund-Mensch-Gruppen, die Sie als Hundehalter nicht richtig einschätzen können, die Ihnen unangenehm erscheinen, meiden Sie am besten. Vor allem im Welpen- und Junghundealter ist es wichtig, dass der Hund keine unangenehmen Erfahrungen mit Artgenossen macht. Ein psychisch ausgereifter Hund kann eine Attacke besser verkraften, allerdings meine ich "man soll Probleme dieser Art" nicht suchen; es gibt genügend andere Probleme in und um die Hundehaltung.

Andere Tiere - Katzen, Pferde, Hühner etc. - sind nach meinen Erfahrungen kein Problem. Erstens sind alle Welpen und Junghunde neugierig - auch und gerade auf Kontaktaufnahme mit andersartigen - und für die Leonberger, die ich kenne, scheint das verstärkt zuzutreffen. Auch hier ist es ratsam, mit dem Angewöhnen an andere Tiere möglichst früh - Welpen-Junghundalter - zu beginnen, solche Begegnungen zu forcieren und regulierend einzuwirken. Der Jagdtrieb beim Leonberger ist nicht stark ausgeprägt - was aber nicht heißt, dass alle Leonberger den Hasen vorbeilaufen lassen; es gibt auch hier Ausnahmen.

Unzumutbar - für jeden Hund, insbesondere aber für den Leonberger, mit dem wir uns hier beschäftigen - ist eine ausschließliche Zwingerhaltung und jegliche Art von Anbindehaltung - und es ist total uninteressant, wie lange die entsprechende Kette oder Leine wäre oder wie viel Quadratmeter der Zwinger hat.

Sicherlich ist uns klar, dass es Situationen gibt (Gasuhr, Wasseruhr ablesen, die pingelige Tante usw.), wo man den Hund vielleicht mal für kurze Zeit wegsperren muss. Aber das sollten die absoluten Ausnahmen sein - und wenn es in Ihrem Haushalt  und Ihren Lebensumständen solche Situationen gibt und Sie den Hund vorübergehend (z.B. für 1 - 2 Stunden) in einem Zwinger unterbringen wollen, dann sind Sie gut beraten, wenn Sie dies auch schon mit dem Junghund trainieren.

Aufgrund seiner Größe und Körperkraft benötigt der Leonberger eine konsequente aber liebevolle Erziehung und dies erfordert Geduld, Verständnis und Einfühlungsvermögen - und natürlich Zeit - seitens des Hundehalters. - vor ab nur so viel:

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Für ungeduldige Menschen, die den harten zackigen Ton lieben, sind Leonberger sicherlich nicht die geeignete Rasse, desgleichen nicht für nörglerische Eigenbrötler, die sich nicht sehr und den Rest der Welt überhaupt nicht mögen - denn dafür ist der Leonberger zu kontaktfreudig und zu menschenfreundlich.

Und weil eben doch die häufigsten Gründe für die spätere Abgabe eines Hundes Erziehungsprobleme - "wir werden einfach nicht mehr mit ihm fertig" - und die Wahl der falschen Rasse sind, wird versucht, dies alles hier deutlich anzusprechen.

Es gibt eine Vielzahl von Hunderassen, es ist sicherlich für die Vielzahl von Menschentypen irgendwo die richtige Rasse dabei - nur muss Mensch sich vorher klar machen, mit welchem Typ Hund Mensch dann nachher klarkommt.

Damit wäre zwar das Wesentliche zu Wesen und Eigenschaften gesagt. Allein dieser Bereich an sich ist letztendlich sehr umfassend. Es ist deshalb in diesem Rahmen nur möglich Grundzüge darzustellen. Deshalb die Bitte sich weiter zu informieren, zu fragen. Das garantiert letztendlich wirklich Spaß mit einer wundervollen Hunderasse zu haben. Bei Fragen seien Sie ruhig kritisch. Es ist auch im Staate der Leonberger nicht alles Gold was glänzt.


ref.:  H. Schmitt/G. Zerle „Der Leonberger“, Verlag Paul Parey, Hamburg u. Berlin
letzter FCI-Standard geändert  01-01-1996 übernommen aus dem Internet
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